Die Trankzutaten

Am nächsten Morgen begeben sich Nuna, Noena, Josepha, Varitan und der stumme Mönch wieder zum Dorf. Die Wachen lassen sie durch und sie laufen bis zum Dorfplatz. Einfache Hütten sind durch eine Palisade eingezäunt und außerhalb sieht man Felder und Obsthaine. In der Mitte des Dorfplatzes steht ein großer Apfelbaum mit einigen blauen Äpfeln dran und vier Wachen, mit je einer Lanze in der Hand und Schwertern auf den Rücken.

Bei dem großen befestigten Zelt mit einer Wache davor bleiben sie stehen. „Wie möchten mit dem Häuptling sprechen.“ „Wer ist euer Vorsprecher?“ Die Gruppe tauscht Blicke aus und Noena ergreift das Wort, das sie alle gerne zum Häuptling möchten. Die Wache huscht kurz ins Zelt und kommt wenig wieder raus, lässt sie ihre Waffen ablegen und alle gehen rein.

Das Zelt ist sehr schön eingerichtet, gutes Mobiliar und hübscher als in diesem Dorf erwartet. In der Mitte steht eine Art Thron, auf dem der Häuptling sitzt.

Noena erklärt, dass eine Plage in Merry Widow ausgebrochen sei, welche die gesamte Insel ausrotten könnte. Es kann ein Heiltrank gebraut werden, wofür aber vier blaue Äpfel benötigt werden. Der Häuptling ist erst skeptisch, ob die Gefährten nicht vielleicht infiziert sind und Varitan erklärt, eine Salbe kann eine Infizierung vorerst aufhalten und als Zeichen des guten Willens wird ihm der Rest der Salbe angeboten. Nach einer längeren Diskussion, die nicht viel weiterführt, fällt das Wort Dämonen. Daraufhin entscheidet der Häuptling den Ältestenrat kurzfristig zusammenzurufen.

Die Gruppe wird in eine Art Kantinenhütte geführt und verköstigt. Stunden vergehen, während die Ältesten zusammengerufen werden. Schließlich scheint die Besprechung zu beginnen. Neugierig tritt Varitan auf den Platz und schlendert in Richtung des Häuptlingszelts. Die Wachen geben ihn zu verstehen, Abstand zu halten. „Die Versammlung hat jetzt also begonnen?“ „Ja.“ „Und wie lange dauert das jetzt?“ „Mal sehen, das letzte Mal als eine Gruppe ankam und wegen einer tödlichen Plage vier blaue Äpfel haben wollte…“ Die zweite Wache prustet los und Varitan nickt. „Schon gut.“

Während weiter Stunden probieren Josepha und der Mönch eine auf Echsen-Art gekochte Schlange, Nuna besucht einen Marktstand und kauf Möhren und Äpfel, Noena beobachtet das Dorfleben und Varitan spricht mit den Wachen am Apfelbaum und deckt danach seinen Bedarf an Äpfeln und Apfelsaft für die nächsten zwei Wochen.

Als es dämmert ertönt ein Hornsignal und die Gruppe soll sich im Zelt einfinden. Dort stehen etliche Ratsmitglieder, Wachen und der Häuptling, der das Wort ergreift. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Doch wir haben uns geeinigt, dies ist unser Vorschlag. Wir sind bereit euch die benötigten blauen Äpfel zu geben. Dafür gibt es folgende Bedingungen: Wir fordern eine Zusicherung für einen fairen Handel mit Merry Widow, wir fordern als autark und Autonom angesehen werden und keine menschlichen Bedrohungen ausgesetzt sein, sowie eine Beistandserklärung. Und ihr Fünf“, der Häuptling schaut einen nach dem anderen an. „müsst uns eines Tages helfen. Wir schließen einen Pakt und mit einem Ritual werdet ihr verpflichtet einen Hilferuf von uns nachzugehen. Als Zeichen des guten Willens bekommt ihr direkt zwei Äpfel und wenn ihr mit schriftlichen Formularen von Merry Widow wiederkehrt, die anderen zwei.“

Die Gefährten bitten ihrerseits um eine kurze Bedenkzeit und wägen außerhalb der Hörweite ihre Möglichkeiten ab. „Wer hat in Merry Widow das Sagen? Das Kloster?“ Während Josepha überlegt, schreibt der Mönch auf einen Block ‚Der Bürgermeister Khandorr‘. Mit einigen Fragen kriegen Noena, Nuna und Varitan heraus, dass die Kirche einen guten Einfluss auf den Bürgermeister hat und wenn die Plage gestoppt wird Mithilfe des Echsendorfes, sollten die Bedingungen einlösbar sein. „Je mehr Äpfel wir haben, desto besser. Dann könnte schon eine kleinere Portion des Trankes gebraut werden…“ „Ich traue denen nicht. Vielleicht haben sie irgendetwas damit zu tun? Sie hätten schließlich nichts dagegen, die Menschen sterben zu lassen, würden sie nicht selbst in Gefahr sein und von den Dämonen gehört haben.“ „Wir müssen Gekkota retten.“ Nach einigem hin und her gehen sie in die Hütte zurück.

Noena als Sprecherin bedankt sich für das Angebot und sichert mündlich die Formalitäten mit Merry Widow zu. Drei Äpfel wollen sie jetzt schon bekommen, den letzten, wenn sie mit den Schriften wiederkommen und den Pakt abschließen. Das Vertrauen des Häuptlings in die Gefährten ist nicht sehr groß. „Ihr seid auf der Durchreise. Ihr seid zufällig da, wenn eine Plage ausbricht. Ihr könntet jederzeit verschwinden und hättet keine Folgen davon. Das Ritual soll heute Nacht vollzogen werden, dann bekommt ihr schon drei blaue Äpfel im Voraus.“

Die Freunde merken, dass sie mit dem Häuptling nicht weiter verhandeln können und stimmen zu.

Als die Sonne untergegangen war hat sich das ganze Dorf (außer die JägerInnen) versammelt, um dem Ritual beizuwohnen. Ein großes Feuer lodert und darüber hängt ein Kessel mit einem übelaussehenden, blubbernden Gebräu.

Schließlich werden die fünf in die Mitte gebeten und bekommen von dem Assistenten des Schamanen ein kleines Glas mit einem Trank gereicht. Auf ein Zeichen hin würgen sie die Flüssigkeit runter und der Schamane deutet an, dass einer von ihnen näher heran kommen soll. Trotz des Versuches den Mönch vorzuschicken, wird Varitan ausgewählt. Er muss sein Oberteil ausziehen und begleitet von Lauten der Echsensprache nimmt der Schamane ein heißes Eisen aus dem Lagerfeuer. Dieses taucht er in den Kessel und wendet sich dann Varitan zu. Der Singsang wird lauter und Varitan bekommt auf seine Brust ein Symbol eingebrannt. Ganz kurz leuchtet das Symbol auf und der Schamane scheint zufrieden. Dank des zuvor eingenommenen Trankes fühlt Varitan die Schmerzen seiner leicht qualmenden Wunde nicht. Der Assistent reicht ihm ein Achtel eines blauen Apfels und schickt ihn zurück in die Reihe.

Nachdem auch die anderen das Ritual über sich ergehen lassen haben, beschließen sie keine weitere Zeit zu verlieren, ihre Pferde zu satteln und zurück zum Hexenhaus von Elvira zu reiten. Gestärkt von den Echsenspeisen reiten sie die Nacht durch, und erreichen bald das Häuschen im Wald.

Gekkota steht auf der Mitte des Feldes, noch immer als Vogelscheuche und beim genaueren Hinsehen, scheinen seine Eiterpickel sich etwas ausgebreitet zu haben. Varitan klopft an die Tür. Die genervte Stimme von Elvira antwortet. „Was wollt ihr zu dieser Stunde?“ „Wir wollen unseren Freund wieder abholen.“ „Aber nicht so spät. Kommt morgen früh wieder.“ „Können Sie ihn wenigstens wieder entzaubern?“ „Ach, der hält auch noch eine Nacht länger durch!“. Nuna nickt. „Da hat sie Recht.“ Mit der Erlaubnis von Elvira bauen sich die Gefährten ihr Nachtlager neben der Hütte auf und legen sich schließlich schlafen, während Gekkota über das Feld, das Haus und auch seine Freunde wacht.

Elviras krächzende Stimme weckt sie am nächsten Morgen. Die alte Hexe schickt ein Rabe los, der zu Gekkota fliegt und mit dem Schnabel an das Mal auf er Stirn tippt. Es verschwindet und Gekkota scheint wieder Macht über seinen Körper zu erlangen. Ein Schlag nach oben Richtung Rabe; Gekottas Hand fliegt durch die Luft und er schwankt kurz.

Elvira überreicht Noena zwei Bündel vom großblättrigen Sumpfstilpilz. Nochmals fragt Nuna, ob Elvira nicht einen Tipp hätte, wo oder wer etwas über eine Hydra wissen könnte, da auch im Echsendorf niemand weiterhelfen konnte.

„Geht mal zu Käpitän Magoma. Der hat sich auf Wildtierjagd spezialisiert. Sein Schiff müsste in einer Buch, etwas 10km nördlich von Merry Widow liegen.“

Ob der Weg querfeldein tatsächlich kürzer war, wird die Gruppe wohl nie erfahren. Nuna und Noena versuchen die Führung zu übernehmen und nach einem längeren Ritt in die eine, und einen noch längeren Ritt in die andere Richtung, hören Sie Wellen brechen und Möwen kreischen.
Sie reiten parallel zum Strand die Küste lang. Als der Weg einen Schlenker in den angrenzenden Wald macht, kommen Sie in eine Senke. Riesige Wurzeln hängen vor den Erdklippen. Nuna entdeckt als erstes hinter den Wurzeln große Löcher: Höhleneingänge.

Bevor sie sich allzu viele Gedanken machen können, wer in den Höhlen wohl wohnte, sprangen sie aus den Löchern und kommen aus dem Wald. Eine blasse Haut und riesige Augen, die aus den Höhlen treten. Teilweise auf allen vieren Laufend, und doch schrecklich Human aussehend. Josepha kreischt „Morlocks!“ und die Gruppe richtet sich gegen die Gegner aus. Mit Keulen bewaffnet umzingeln drei von den Gestalten Gekkota, während Noena auf der anderen Seite sich zwei Morlocks stellen muss. Varitan, zwischen den Fronten stehend besinnt sich und beginnt seine Kampfmagie zu entfalten. Nuna und Josepha versuchen aus der Ferne ihre Gefährten zu unterstützen. Der Mönch erkennt, dass Gekkota in Bedrängnis gerät und stürzt sich auf die Gegner. Doch die reaktionsschnellen Morlocks kämpfen unnachgiebig, sodass Gekkota und der Mönch kurze Zeit später am Boden liegen. Als Noena ihren zweiten Gegner nahezu am Boden hatte, nimmt dieser Reißaus und verschwindet in den Wald. Varitan läuft zu Gekkota und dem Mönch, schlägt mit seinem Langschwert zu und das magische Geschoss gibt den vorletzten Gegner den Rest. Der andere humpelt schwer angeschlagen davon, während die Gefährten den Mönch und den Halb-Ork schnell verarzten. „Wir sollten weiter, die beiden verletzen sind sicher schon dabei, weitere aus ihrem Stamm zu holen.“
Schnell steigen Sie auf ihre Pferde und reiten weiter.

Das Adrenalin hat sich wieder gelegt und sie waren ein ganzes Stückchen weiter gekommen, als Noena hinter einem Gebüsch einen Mann sitzen sieht. Etwas schroff spricht sie ihn an. Er fragt, was sie denn hier wollen, dass dies sein Straßenabschnitt sei, er, Ken, könnte ihnen helfen.

Während Gekkota und Noena schon Streit vom Zaun brechen wollen, fragt Nuna: „Was kostet denn der Wegzoll?“ „Ihr seid sechs Personen auf sechs Pferden. Macht also 12 die diesen Weg passieren…“ Nuna zahlt für alle und bekommt von Ken eine Silbermünze. „Die werdet ihr brauchen.“ Sie reiten wieder an und hören ein Horn. Nuna dreht sich um und sieht Ken in ein Horn blasen.

Nach etwa 200 Metern sehen sie die idyllische Bucht. Ein kleines Dorf mit Hütten, Lagerhäusern, einer Kneipe und einem Bordell. An einem kleinen Kai kommen und gehen zwei Ruderboote, die von einem Schiff, welches etwas weiter draußen ankerte, Ware abluden. Eine schwarze Flagge war am Mast zu erkennen.

Langsam machten sie sich den Serpentinenartigen Weg hinunter. Kurz vor den ersten Hütten stehen zwei Wachposten, die die Silbermünze verlangen. Dann schauen sie die Gruppe an und deuten auf Gekkota und Varitan: „Du und du. Ihr bleibt draußen.“

Der Rest geht in die Kneipe. Als die Tür aufschwingt verstummt es kurz und die Seemänner schauen sie an. Dann beginnen die Gespräche wieder und ein Mann ruft vier Bier. Ein großgewachsener Mann mit Kapitänshut sitzt an dem Tisch auf einem Podest, wo er den ganzen Schankraum überblicken kann. Die Vier kommen zeitglich mit den Bierkrügen an. Die Gruppe stellt sich dem Kapitän Magoma kurz vor, prosten ihm zu und kommen direkt zur Sache: „Uns wurde gesagt Sie sind auf Wildtierjagten spezialisiert. Habt ihr Hydrablut? Oder wisst ihr, wo es in der Umgebung noch eine Hydra gibt?“

Er bietet ein Glas Hydrablut gegen 250 Goldmünzen an oder für 125 Goldmünzen eine Überfahrt zu einer lebenden Hydra. Nuna (die sich plötzlich erinnert, dass sie in ihrer Jugend eine Hydrazucht geleitet hat) weiß um die Gefahren und um die Schwierigkeit eine Hydra zu erlegen. Zusätzlich soll die Überfahrt etwa eine Woche dauern. Noena und Nuna prüfen ihre Goldvorräte. 250 Goldmünzen würde bedeuten, dass sie nichts mehr übrig haben. Noena erinnert sich an die kleine Goldstatur, die sie in Almas in dem Keller des Kaufhauses gefunden hat. Leider scheint niemand der Gruppe Kunstkenner zu sein und der Kapitän nimmt mit Freuden die Statur gegen das Gläschen Hydrablut an. „Vielleicht hätten wir sie doch schätzen lassen sollen…“ überlegt Noena, als der Kapitän sie für den gesamten Abend Speis und Trank, sowie eine Unterkunft nebenan anbietet.

Auf eine Bitte hin wird Varitan ins Dorf gelassen, während Gekkota zu einem alten Verschlag außerhalb verwiesen wird und sich dort dran macht, sein Schwert zu pflegen und zu schleifen.

Nach kurzer Zeit begeben sich Nuna, Noena, Josepha, Varitan und der Mönch in die Kneipe, wo die Stimmung schon ziemlich gut war. Nach einigen Bieren haben sie sich dem Pegel der Piraten angepasst und während Nuna, Noena und Josepha Verehrer abwimmeln mussten, hört Varitan plötzlich eine Stimme: „Wir sind für einander bestimmt.“ Irritiert guckt er sich um. Niemand war in seiner Nähe, dessen Stimme es sein könnte. „Du musst mich finden!“ Zwei Bier später kippt er von der Bank und beginnt zu träumen

Josepha hat sich bereits nach kurzer Zeit auf das Zimmer verzogen. Nuna, mit einem exotischen Bonus den sie anscheinend gerne abgelegt hätte, versucht vier Männer abzuwimmeln. Noena schlägt einem Kerl auf die Nase und anschließend von der Bank herunter.

Noch ein paar Runden später, bemühen sich der Mönch und Noena Varitan nach nebenan zu schleppen. Nuna schickt zwei Verehrer Noena zu helfen und trotz eines passablen Handstands eines Piraten lässt sie schließlich auch diesen zurück in die Kneipe. Wütend wird ihr nachgerufen: „Ihr scheid doch alles Lesben. Ich hab es gleisch gewuscht!“

Der Versuch jeweils alle auf das Zimmer zu bringen und die Verehrer wegzuschicken zehrt stark an Josephas nerven. Zu guter Letzt, als Noena im Halbschlaf die Seemannslieder aus der Kneipe weiter gröhlte, klopft Nuna an die Tür. Josepha, schließt die Tür auf, lässt sie rein und erhält als Dankeschön einen Schwall Erbrochenes auf ihrem Kleid. Seufzend schleicht sie zum Brunnen, macht sich sauber und schafft es ungesehen zurück zum Zimmer. Mit Unwohlem Gefühl schließt sie die Tür und schiebt einen Schrank vor die Tür. Das Scheppern weckt ihre Gefährten wieder auf, ungehalten beschweren sie sich und versuchen wieder einzuschlafen. Nuna stellt schlauerweise einen Fuß aus dem Bett auf den Boden und hält so ihr Karussell an. Mit siegessicherem Grinsen schläft sie ein.

Am nächsten Morgen steht die Gruppe etwas verschlafen vor Kapitän Magoma, der sich für das Geschäft bedankt und ihnen ein Glas Hydrablut überreicht.

Als sie gerade zu ihren Pferden gehen, hört Varitan wieder die Stimme: „Lass mich nicht alleine.“

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