Die Diebesgilde

Seit die Abenteuergruppe den Hafen von Merry Widow verlassen hat sind vier Tage vergangen. Obwohl die Mannschaft die Augen offen hielt, konnte sie weder die Schwertfisch noch andere Verfolger ausmachen. Langsam kam Entspannung auf, vor allem als Rothran eine (selbstgeangelte) Fisch- (und selbstgeschälte) Kartoffelsuppe mit Äpfel und Karotten servierte.

Am folgenden Tag erreichen die ersten Ausläufer des Hurrikans „Auge von Abendego“ das Schiff. Varitans Magen dreht sich und er verzieht sich mit einem grünlichen Gesicht in seine Kajüte.
Währenddessen sind Gekkota und Nuna an Deck und entdecken hinter einigen (inzwischen sehr hohen) Wellen ein Schiff mit einer dunklen Flagge. Schnell rennen die Beiden zu Ragnar und berichten: „Ein Piratenschiff ist hinter uns!“ Der Kapitän reagiert sofort; Er ruft Befehle und lässt das Schiff wenden, um direkt auf das Piratenschiff zuzusteuern. Etwas irritiert traut sich Gekkota schließlich zu fragen, wie der Plan aussieht. Direkte Konfrontation? Versuchen wir die Piraten zu kentern?
Kopfschüttelnd erklärt Ragnar, es sei wahres Glück, dass sie Piraten sehen. Sie sind die Schutzmacht Sagavars und kennen sich aus. Gegen einen bestimmten Preis führen sie fremde Schiffe sicher an dem Auge vorbei.

Wenig später, nachdem per Flaggen mit den Piraten kommuniziert wurde, setzt Ragnar das Schiff hinter das Piratenschiff und folgt ihnen.


Nach einigen Tagen ist der Weg am Auge von Abendego vorbei geschafft. Einige Piraten betreten das Deck ihres Schiffes. Sie unterhalten sich mit Ragnar, der sie gut für die Führung bezahlt und einen Obolus hinzugibt, damit die Piraten die Augen nach der Schwertfisch offen halten und sich gegebenenfalls dem Problem annehmen.

Sie fahren restlichen den Tag über in die gezeigte Richtung und entdecken abends ein Licht am Horizont, welches den Leuchtturm von Schauerhafen rausstellt. Der Steuermann lässt den Anker in einiger Entfernung zum Hafen setzten. „Wieso ankern wir hier? Der Hafen ist doch schon dort vorne!“ Nach einigen Gegrummel fragt Gekkota erneut und ein Seemann erwidert schroff: „Musst den Käpt’n fragn.“
Gekkota kratzt sich am Kinn, und da es ihm wirklich komisch vorkommt macht er sich auf die Suche nach Ragnar. An Deck ist er nirgends zu finden, sodass der Halbork schließlich an die Kapitänskajüte klopft. Dann nochmal. Jetzt hört er einen leisen Fluch und ein grimmiges „Was?!“.

Nach einem kurzen Gespräch, in dem Gekkota einen Anschiss bekommt, wegen einer solchen Frage den Kapitän zu wecken und der kurz angebundenen Erklärung, dass -bei einer nächtlichen Weiterfahrt – sie von Kanonen begrüßt werden würden, entschuldigt Gekkota sich, der Maat hätte ihn zum Kapitän mit der Frage geschickt.

Als der Morgen graute klopft es dumpf an der Kajütentür, in der Gekkota schläft. Langsam steht er auf, öffnet die Tür und der Steuermann steht vor ihm. „Wir fahren jetzt los. Soll ich dir vom Käpt’n sagen.“ Erfreut grinst Gekkota den Seemann an. „Alles klar, dankeschön!“


Schauerhafen ist ein kleiner, beschaulicher Ort mit gerade mal 300 Einwohnern. Man sieht auf den ersten Blick, dass hier kein Reichtum herrscht und die Bewohner vor allem von den vorbeifahrenden Schiffen leben.

Als ihr Schiff angelegt hat, redet Noena mit Imgram. Ein oder Zwei Tage würden sie hier ankern, je nachdem wie schnell es mit der Fracht vonstattengeht. Zwei sollen das Schiff bewachen, der Rest kann sich austoben.

Varitan und Nuna stellen sich an die Reeling, während die anderen das Schiff verlassen. Gekkota schaut zu seinem Freund hoch. „Was ist los? Lass uns ein Kraftbier holen!“ „Ich muss Wache stehen, hast du doch gehört.“ „Ach komm schon! Du machst auch alles, was Mutti dir sagt.“ Ein wütendes Zwergengesicht guckt plötzlich über die Schiffswand. „GEKKOTA“. Ertappt geht der Halbork wieder an Deck zu Imgram. „Du schiebst die erste Wache! Du bleibst genau hier stehen.“

Nuna, Rothran und Noena machen sich kopfschüttelnd auf zur nächsten Schenke. Der Wirt überredet Nuna und Noena zu Pfannkuchen, während Rothran von der Bedienung Erna ein Fass dunkles Bier bekommt. Danach gehen Sie zu einem der drei Krämerläden in Schauerhafen. Nuna und Noena möchten noch weiter schlendern, zu einem anderen Laden und einer Kräuterhexe, während Rothran mit dem Fass auf der Schulter zurück zum Schiff geht.

Nuna und Noena stöbern etwas und stehen schließlich bereit zum Kauf von einigen Heilkräutern bei der Hexe. Nuna greift zu ihrem Geldbeutel und – Nichts. Panisch schaut sie sich um. „Mein Gold!“ Noena bezahlt den Einkauf und gemeinsam suchen sie den Weg ab, den sie gekommen waren.

„Wieso bist du auch immer so aufmüpfig?“ „Bin ich gar nicht.“ Varitan und Gekkota überwachen das Verladen der Fracht.

„Und ich darf jetzt nicht mal hier weg gehen!“ Erschöpft setzt sich Gekkota auf die Planken. „Arbeitest du überhaupt?“ ruft Imgram von der anderen Seite des Schiffes und grummelnd steht er wieder auf. „Und es ist so heiß! Und hier ist kein Schatten.“ Varitan schaut seinen Gefährten an und greift Gedankenverloren nach seinem Zauberbuch. „Hmm…“ Mit einem Hauch Mitleid blättert er dort durch. „Ich könnte uns Nebel machen, der würde uns abkühlen.“ „Oh ja bitte!“ Varitan geht einige Schritte an Bord entlang, misst die Entfernung ab, konzentriert sich und beschwört eine Nebelwolke herauf, dessen Rand gerade noch Gekkota einhüllt.

>>PLATSCH<<

„VARITAN!“ Der wütende Ruf und das Platschen lassen den Elfen erstarren. Schnell löst er den Zauber wieder und sucht den Ursprung der Empörung. Sein Gefährte Rothran bemüht sich vergeben, das Fass fest und sich selbst über Wasser zu halten. Schnell werfen Gekkota und Varitan ein Seil über Bord und ziehen Rothran wieder hoch. Der hustet und spuckt Wasser aus und guckt Varitan böse an. „Da läuft man übern Steg und plötzlich ist alles voller Nebel, dass man die Hand vor Augen nicht sieht. Wo kommt der wohl her?“ Bevor Varitan etwas sagen kann, setzt Rothran hinzu. „Und das Fass könnt ihr schön selbst raus holen.“ „Fass?“ „Ja, weil ihr hierbleiben musstet, was ich so nett euch etwas mitzubring-“ Platsch. Gekkota ist ins Hafenwasser gesprungen.

„Das Fass ist kaputt“ ruft Gekkota hinauf, während er mit der einen Hand sich über Wasser hält und mit der anderen ein Holzstück hoch hält. Erneut wirft Varitan das Seil ins Wasser. Rothran und Varitan bemühen sich ihren Gefährten hochzuziehen. Doch auf Grund der Erschöpfung der spontanen Schwimmaktion Rothrans und da Gekkota ein wenig mehr Masse hat, gelingt es den beiden nicht, ihn hochzuhieven. Sie schaffen es aber Gekkota am Schiff entlang zum Steg zu ziehen. Mit brüllenden Gelächter und Applaus der Hafenarbeiter und der übrigen Mannschaft an Deck begleitet, stemmt Gekkota sich auf den Steg und läuft tropfnass zurück an seine Position.

In dem Augenblick kommt Imgram. Stocksauer brüllt er den Halbork an und schickt ihn auf seine Kajüte. Wütend murmelt er in seinen Bart hinein, während er wieder davon geht. „Was soll ich nur mit ihm anstellen? Der macht nur Ärger.“

Während Rothran und Varitan sich noch zerknirscht angucken, kommen Nuna und Noena an Bord gelaufen. „Mein Geldbeutel ist weg!“ Schnell tauschen sie aus, was in der Zwischenzeit passiert ist. Während Nuna und Varitan nochmal losziehen und das verlorene Geld suchen, versucht Noena Gekkota Vernunft zuzureden.

Nach einer Stunde kehren Nuna und Varitan zum Schiff zurück. Varitan überreicht Rothran ein neues Fass Bier als Entschuldigung. „Ist angebracht“, grinst Rothran. Nuna erzählt: „Wir sind nochmal die Wege abgelaufen. Ich muss den Geldbeutel zwischen der Schenke und dem Krämerladen verloren haben. Varitan hat auf dem Stück sogar drei Kupfermünzen gefunden“, mit einem verständnislosen Blick auf Varitan ergänzt sie: „Aber er hat sie sich selbst eingesteckt.“

Planlos fragen die Freunde Imgram, was sie tun können. Dieser schlägt vor, die Diebesgilde aufzusuchen und dort nachzuforschen. Ragnar kann ihnen sogar eine Wegbeschreibung geben. Mit einigem guten Zureden der Gruppe darf Gekkota ebenfalls aus seiner Kajüte raus und mit zur Diebesgilde. „Noch eine Sache, noch ein grober Fehler von Gekkota, und er ist entlassen.“ Imgram schaut Gekkota ernst an. „Diese Chance hast du nur deinen Freunden zu verdanken. Ich weiß nicht warum, aber sie setzen sich sehr für dich ein.“

Vor dem Haus der Diebesgilde stehen zwei unauffällige Burschen. „Ihr habt euch bestimmt verlaufen.“ Geschickt redet Rothran auf die beiden ein, während Gekkota grimmig knurrt. Schließlich dürfen Noena und Rothran ohne Waffen in das Haus eintreten.
Die eine Wache klopft in einem bestimmten Rhythmus an die Tür und die beiden betreten einen langen Gang. Auf der linken Seite neben einer der Türen steht eine Bank, wo Rothran und Noena warten müssen. Schließlich werden sie durch die Tür in einen Lagerraum geführt. Ein Zwerg begrüßt sie. Diplomatisch formuliert Rothran ihr Anliegen – Sie wollen den Geldbeutel (samt Gold) zurück und könnten dafür auch ihre Fertigkeiten auf Wunsch nutzen.

„Es gibt eine Gruppierung, die massiv Taschendiebstähle verübt.“, beginnt der Zwerg schließlich. „Wenn ihr der Gruppe klar zu verstehen gebt, dass es sich nicht lohnt hier zu klauen… Ihr sie aktiv unterbindet mit ihrem Geschäft fortzufahren… Dann kann es sein, das wir euer verlorenes Geld wiederfinden.“

Die Beiden bekommen Hinweise, wo sich die andere Gruppe versteckt hält.

Wenig später finden sich die Gefährten wieder am Ende einer Gasse mit zwei Wachleuten wieder. Auch hier versuchen sie gleich vorzugehen. Leider lassen sich die beiden Wachleute nicht so leicht einschüchtern und erlauben nur Rothran alleine hineinzugehen. Sein Bauchgefühl sagt ihm, hier ist irgendetwas komisch. Der Anführer dieser Bande weiß nichts von dem Geldbeutel und kann Rothran nicht weiterhelfen.

Auf der Hauptstraße diskutieren die Fünf, was zu tun sei. Wie könnte man der Diebesgruppe die Botschaft klar übermitteln? Diverse Ideen werden herumgeworfen. Schließlich siegt das Bauchgefühl von Rothran und sie versuchen Informationen über beide Gruppen zu sammeln.

Dabei erfahren sie, dass die erste Diebesgruppe eine neue Gruppierung ist, die erst seit Kurzem, aber effektiv, in Schauerhafen ihr Unwesen treibt. Diese stehlen aber aus reiner Geldgier und Lust am Klauen und Betrügen, angeführt von dem Zwerg Gunfried „Dunkelhand“. Die zweite Diebesbande sind die alteingesessenen, die aus Not und zum Überleben in diesem Elend und in dieser Armut stehlen.

Rothran betritt erneut das Versteck der alten Diebesgilde und erklärt, welchen Auftrag sie von Dunkelhand bekommen haben und sie gerne helfen möchten, das Problem zu lösen. Nach einigem Hin und Her steht fest: Die Gefährten würden sich der Sache annehmen, wenn der Betrag aus dem verschwundenen Geldbeutel (oder gerne auch mehr) dafür heraus springt. Sie würden mit einigen Infos zum Versteck und den Männern sich darum kümmern und danach weiterreisen. Den restlichen Tag verbringen sie in der Schenke, wenn Interesse an diesem Angebot besteht, soll jemand vorbei kommen.


Tatsächlich kommt abends ein Abgesandter der Diebesgilde zu ihnen und führt sie wieder zu dem Versteck. „Wir haben einen Deal.“ Der Abgang würde gedeckt werden, unter anderem in dem sie den zweiten Eingang verschließen und den Zugang über die Gasse mit einem Pferdewagen versperren. Die Gruppe besteht aus 15-16 Personen, wie viele vor Ort sind kann nicht eingeschätzt werden, sollte aber jemand von draußen kommen sollte, würde sich die alte Diebesgruppe darum kümmern. Gegenstände und Gold dürfen als Bezahlung angesehen werden, außerdem haben drei Mitglieder ein Kopfgeld, welches einzuheimsen wäre. Im Gegenzug sollen alle Informationen über lokale Angelegenheiten, Hehler und weiteres ihnen zur Verfügung gestellt werden.

Im Dämmerlicht positioniert sich die Abenteuergruppe an der Ecke des Gasseneingangs. Varitan führt einige Handbewegungen aus und Noena und Gekkota verschwinden. Varitan, Rothran und Nuna hören ein Flüstern „Und los.“ Angestrengt starren sie ins Nichts. Dann hören sie einen dumpfen Aufprall, ein erschrockenes Aufatmen gefolgt von einem weiteren Aufprall. Vorsichtig gucken sie in die Gasse. Noena und Gekkota stehen hinter zwei auf dem Boden liegenden Wachposten. Nicken sich zu und schleichen auf die Tür zu. Als alle davor stehen, klopft Noena in demselben Rhythmus an, den sie heute schon gehört haben.

Der unachtsame Dieb, der seinen Kollegen die Tür öffnen wollte, wird noch im Türrahmen niedergestreckt.

Leise betreten die fünf Gefährten den Gang. Gekkota steuert auf die linke Tür zu, stößt sie auf und sieht sich vier bewaffneten Gegnern gegenüber. Noena eilt mit ihrem Zweihänder zur Hilfe, während Rothran, Nuna und Varitan von hinten in den Raum reinschießen.

Da rumpelt es hinter einer anderen Tür. Varitan dreht sich um und sieht gerade noch, wie sich die Tür geradeaus öffnet und wütende Gesichter in seine Richtung kommen. Er konzentriert sich und schickt eine Stichflamme in die Richtung. Zwei der Gegner rennen panisch zurück in den Raum und wälzen sich auf dem Boden, um ihre brennende Kleidung zu löschen. Rothran tritt in der gleichen Zeit hinter Gekkota und während dieser kämpft, heilt er gegen an.

Ein Schmerzensschrei aus dem Flur. Nuna sieht, wie aus der dritten Tür weitere Diebe kommen und Varitan umstellen. Schnell schickt sie einen Pfeil in die Richtung und legt schon den nächsten ein, als Varitan zu Boden geht. Noena und Gekkota, beide in einem Blutrausch mit Kampfgeheule lassen sich von Rothran heilen und stürzen zurück in den Flur.

Es war ein erbittlicher Kampf, doch schließlich war nur noch der Zwerg, der magische Fertigkeiten bewies, über. Er rennt in einen der Räume und die anderen stürzen hinter. Doch Dunkelhand ist verschwunden. „Wahrscheinlich durch ein magisches Portal wegteleportiert.“, vermutet Rothran, während sie ihre Wunden versorgen und Varitan wieder aufpäppeln.

Sie durchsuchen die Räumlichkeiten der Diebesbande, packen wertvolle Gegenstände ein und verlassen schließlich das Gebäude. Das eine Kopfgeld konnten sie sich noch abholen, bevor sie, gesichert durch ihre Auftragsgeber, zu ihrem Schiff zurückkehren.

Gerade pünktlich tauchen die fünf Gefährten bei dem Schiff auf. Die Fracht ist verladen und Ragnar zählt seine Mannschaft ab. „Alle an Bord, dann können wir noch heute Abend aufbrechen.“

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