Der Kodex des Ritters

Es hat alles so seine Vor- und Nachteile im Leben. Nachdem er wieder einmal auserkoren wurde mit Ingram zu reisen, merkte er selbst wie so langsam Ernüchterung eintrat. Er wollte doch Kämpfen, das Gute verteidigen und die Bösen zur Strecke bringen. Stattdessen reiste er mit Ingram durch die Dörfer und spielte hier den Schnüffler. Wobei auch dabei Ingram die meiste Arbeit machte. Seine Aufgabe beschränkte sich darauf hin und wieder böse zu schauen und ansonsten auszustrahlen, dass es sich nicht lohnen würde sich mit ihnen anzulegen. Auf der anderen Seite entwickelte sich zwischen den beiden eine enge Freundschaft. Wenn man erst einmal durch die Harte Schale der Zwerge gedrungen ist, entdeckt man oftmals erstaunliches. Selten hatte Eamon in letzter Zeit so viel gelacht………

Die anderen erleben bestimmt wieder spannende Kämpfe. Strecken die Bösen nieder und dürfen sich nachher feiern lassen. Die Monotonie machte ihm wirklich zu schaffen. Neulich wäre er fast bei der Nachtwache eingeschlafen. Was wäre das für eine Schande gewesen……..
Plötzlich kam dann aber doch Bewegung in die Sache. Ingram stellte Kontakt zu einem Magier her, der es mittels Magie schaffte eine Spur des letzten „Zwischenhändlers“ zu finden. Dieser schien sich in einem Dorf auf halber Strecke von Almas nach Augustana zu befinden. Um die recht schwache Spur weiter verfolgen zu können, war Eile geboten. So war es nicht mehr möglich die anderen zu informieren und an Bord zu holen.

Nachdem man sich kaum Ruhe gegönnt hatte, erreichte man das besagte Dorf. In einer Taverne soll sich der Verdächtige befinden. Der Vorteil lag klar auf der Seite von Ingram und Eamon. Der „Zwischenhändler“ hatte mit Sicherheit keine Ahnung wer die beiden waren, sie konnten ihn aber mittels des Magiers observieren. Allerdings war dieser Gefühl des Vorteils tückisch. Man neigt dafür den Blick für die Gefahr zu verlieren….

Gerade als man beratschlagte wie man sich den Kerl schnappt, kommt Bewegung in die Sache. Eamon entdeckt einen Typen, der auffällige Ähnlichkeit mit Gaius Gallus hat, aber mit dem Namen Fenix begrüßt wird. Diese Person  ging zielstrebig auf die Zielperson zu. Die beiden reden ein wenig und scheinen sich gut zu verstehen. Nach einigen Minuten ziehen sich die beiden in ein Zimmer zurück. Als die beiden den Schankraum verließen, schweifte der Blick von Gaius oder Fenix oder wie der Teufel denn nun heißt, durch den Raum. Eamon erschrak! Hatte der Blick den Bruchteil einer Sekunde auf ihm und seine Mitstreiter verweilt? War er womöglich erkannt worden? Nein, die beiden bewegten sich ganz normal aus dem Raum. Das Adrenalin pochte in den Adern……..

Sie sollten jetzt keine Zeit mehr verlieren. Dies war jetzt ihre Chance. Ingram und der Magier bereiteten gerade ihre Waffen und Ausrüstung vor, als Eamon einen Schatten in seinem Augenwinkel bemerkte. Es blieb keine Zeit zu denken. Wie er es so oft trainiert hatte, sprang er auf, warf dabei den Tisch auf die Seite um ihnen eine Deckung zu verschaffen. Er packte Ingram am Kragen und riss ihn rückwärts, hinter den Tisch zu Boden. Keine Sekunde zu früh. Ein Armbrustbolzen zischte durch die Luft und hätte Ingram genau getroffen. Gerade als er auch den Magier in Sicherheit bringen wollte, fiel dieser ihm bereits entgegen. Die beiden Bolzen in dessen Hals und Gesicht zeigten ihm deutlich, dass für ihn jede Hilfe zu spät kommen. Wie trainiert, verschwendete er daran aber keinen weiteren Gedanken. Der Magier war tot, jetzt hieß es sich um die Gegner zu kümmern. Es ging darum den Kodex zu erfüllen. Dies war sein Moment. Er sprang über den Tisch. Noch im Sprung warf er seinen Dolch, welcher den ersten Angreifer direkt in den Hals traf. Nach dem Sprung rollte er sich ab um einem weiteren Bolzen auszuweichen. Der Bolzen traf zwar, wurde aber durch die Rüstung abgelenkt ohne einen Schaden zu verursachen. In seiner Aufwärtsbewegung zerschnitt er einem der Gegner zuerst die Sehnen oberhalb der Schuhe um dem fallenden Gegner mit einem gezielten Schlag auszuschalten. Den Angriff des anderen parierte er um dem dritten Gegner einen Tritt in den Magen zu versetzen. Zu spät merkte er, dass sich anscheinend einige der Gäste seinen Gegnern zugehörig fühlten und nun ein Schwert in seinem Rücken auf ihn zusauste…….

Doch auch Ingram hatte sich wieder aufgerafft und schlug dem Angreifer seinen Arm ab. Nun standen sie Rücken an Rücken. Es waren mindestens noch 4 Gegner. Während sich der linke Gegner vom Tritt in seinen Magen erholen musste, gelang es Eamon den anderen Gegner zu parieren und nun selbst einige Angriffe durchzuführen. Er setzt zu einem weiten Schlag an, sah das sein Gegner das Schwert zum blocken erhob und änderte die Richtung seines Schlages. Statt mit der Klinge auf das Schwert des Gegner einzuschlagen, landete sein Knauf im Gesicht des Gegners. Das deutlich zu hörende Knacken zeugte vom Bruch des Kiefers. Die Wucht des Treffers schleuderte ihn auf den sich erhebenden Gegner, welcher zu Boden geschleudert wurde. Die sich ergebende Chance nutzte Eamon und durchbohrte mit einem Mal die aufeinander liegenden Gegner.

Ingram hatte ebenfalls einen seiner Gegner ausgeschaltet und auch der zweite schien keine ernsthafte Gefahr mehr zu sein. Da Eamon weder den beschatteten „Zwischenhändler“, noch Gaius gesehen hatte, machte er sich auf sie zu suchen. Er stürmte die Treppen hinauf zu den Gasträumen und trat die Tür ein. Dem auf ihn zufliegenden Bolzen konnte er ausweichen. Dann stürmte er dem vor dem Fenster stehenden „Zwischenhändler“ zu, packte ihn und flog mit ihm durch das Fenster. Des einen Freud ist des anderen Leid. Der „Zwischenhändler“ fiel rücklings auf dem Boden auf, was ihm nicht nur den Atem nahm, sondern auch Eamon den Sturz ein wenig abfederte. Trotzdem dauerte es unendlich lange Sekunden, ehe Eamon sich aufraffen konnte. In der Ferne sah er Gaius fliehen…….

Der Kodex…… Eamon vernahm einen Triumphschrei von Ingram, was für ihn das Zeichen war Gaius zu folgen. Sein Auftraggeber war in Sicherheit, nun musste er sich um die verbliebene Gefahr kümmern. Alle Kräfte mobilisierend folgte er Gaius und kam Stück für Stück näher.  Die Flucht Gaius endete an einem reißenden Fluss. Hier sollte es also enden. Gaius war im Vorteil. Zwar hatte er den Fluss im Rücken, aber einige Sekunden mehr Zeit sich zu erholen. Eamon startete einen Angriff, der von Gaius pariert wurde. Auch eine zweite und dritte Attacke wurde von Gaius abgewehrt. Gaius war ein anderes Kaliber als die Gegner im der Schänke. Nun setzte Gaius einen Angriff an. Zu spät bemerkte er die Finte von Gaius. Geradeso wich er dem Angriff aus, erlitt aber einen Schnitt am linken Arm. Das Adrenalin sorgte dafür, dass er ihn gar nicht bemerkte. Stattdessen startete Eamon ein Reihe von Angriffen, die seinen Gegner weiter zurück trieben. Die ganze Wut sorgte dafür, dass sein Blut kochte und er seinen Gegner immer weiter in die Defensive zwang.

Das kochende Blut sorgte aber auch dafür, dass sich das Gift, welches sich durch die Schnittwunde im seinen Körper geschlichen hatte, seine Wirkung voll entfalten konnte. Noch behielt die Wut gegen das Gift die Überhand. Doch die Kräfte schienen sich zu verschieben.

Die Wucht von Eamons Schlägen trieb Gaius ans Ufer des reißenden Flusses. Als er den Arm zum finalen Schlag hob, merkte er schon, wie das Gift sich seines Körpers bemächtigte. So gelang es Gaius seinen Arm zur Abwehr zu erheben, was in dem Verlust seiner linken Hand mündete. Und doch gelang es ihm mit der rechten, Eamon am Kragen zu packen und in die Fluten zu stürzen………

Ingram verfluchte die Götter. Zwar hatte er von dem „Zwischenhändler“ noch erfahren können, dass Gaius in Wirklichkeit Fenix Mollenhauer hieß, aber als er dann seinem Freund Eamon zur Hilfe eilen wollte, verfluchte er seine zu kurzen Beine. Ja, sie ließen ihn standhaft werden, aber um jemanden zu verfolgen….. So konnte er nur aus der Ferne beobachten, wie sein Freund Gaius vor sich her trieb, aber am Fluss bei einem Kampfmanöver ausmanövriert wurde. Zwar schlug er Fenix seine linke Hand ab, er selbst aber verschwand in den unerbittlichen Fluten.

Ingram verbrachte Stunden am Wasser. Er hatte keine Ahnung wie viele Kilometer er dem Fluss gefolgt war. Von Eamon fand sich keine Spur mehr. Selten hatte er sich so niedergeschlagen gefühlt. Zwar war man dem Rätsel ein gutes Stück näher gekommen. So hatte viele der Gegner ein Tattoo, was sie miteinander verband. Auch den richtigen Namen von Gaius Gallus kannte man nun, doch trotzdem war er entkommen. Und all diese Erfolge wogen nicht den Verlust von Eamon auf.

Er musste zurück und die anderen Informieren. Spätestens jetzt konnten seine Gegner keine Gnade mehr erwarten!

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